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Blog: Aus meiner Arbeit

2021-12-08

Sorbischer Ideenstrauß - Serbski strus idejow

Stiftung-sorb_Preisverleihung.jpgViermal hat der Landkreis Dahme-Spreewald abgeräumt, stellte die Domowina anerkennend während der Preisverleihung beim Ideenwettbewerb „Rěč wjaza. Rěc zwězujo. Sorbisch verbindet“ der Stiftung für das Sorbische Volk auf Twitter fest. Vier Ideen aus dem Norden des Siedlungsgebietes dafür, wie das Sorbische erhalten, gepflegt und wieder stärker verbreitet werden kann - meine ist mit dabei!

Es ist ein großes Vergnügen sich vorzustellen, wie diese Ideen umgesetzt werden:
 
Stiftung-sorb_Preisverleihung_Karen.jpgDie Lübbener Künstlerin Karen Ascher will Kondome mit sorbischen Sprüchen bedrucken und in Discos und Jugendclubs der Region, auslegen (im Bild: Umsetzungsbeispiel). „Dahinter steckt der Gedanke, eine bisher relativ unbeleckte Zielgruppe anzusprechen“, schreibt sie über ihre Idee auf Facebook. „Jugendliche und auch Studenten, die zum Studium, zu Festivals oder Parties in unsere Region kommen, können sich Kondome aus Disco oder Kino oder am Festivalort z.B. Lusatia mitnehmen und mit meinem Produkt Spaß haben und erste Berührung mit der Sorbischen Sprache genießen. Die Slogans und Redewendungen können anhand der verlinkten Webseite übersetzt werden.“

Der Förderverein des Stadt- und Regionalmuseums Lübben plant eine Galerija na droze, eine Straßenplakatgalerie mit niedersorbischem Sprachkurs: „Auf A1-Plakaten liest der Vorbeifahrende alltägliche Worte in Niedersorbisch und Deutsch. Jedes Wort wird mithilfe eines passenden Objektes aus der Sammlung des Museum Schloss Lübben illustriert.“

Sebastian Franzka kreiert Spreewaldmonster: „Das Buchprojekt ‚Błota monster‘ für Kinder und Erwachsene verbindet beispielhafte Illustrationen mit dem alltäglichen niedersorbischen Wortschatz. Eine Sammlung aus Fabelwesen, die sich aus Pflanzen- bzw. Tierteilen und Gegenständen zusammensetzen, wird mit den dazugehörenden Wörtern kombiniert.“

Stiftung-sorb_Preisverleihung_Interview.jpg Ich freue mich sehr, mich in diese kreative Runde einreihen zu dürfen. Unter dem Titel “Nazgóniś Serbšćinu - Sorbisch erleben” möchte ich gemeinsam mit Karen Ascher ein Mitmach-Buch für Erwachsene gestalten, um ihnen die sorbische Sprache und sorbische Traditionen näher zu bringen. Denn Sorbischunterricht richtet sich ja meist an den Nachwuchs in Kitas und ausgewählten Schulen. Nicht sorbisch sprechenden Erwachsenen – Einheimischen und Touristen – bleibt die Sprache jedoch häufig fremd, insbesondere im Norden des Siedlungsgebietes. Das Buch ist eine Mischung aus Sprach- und Reiseführer, Mal- und Kritzelheft, Tage- und Notizbuch und soll den Nutzer mit kreativen Angeboten einladen, das Sorbische im (Urlaubs-)Alltag zu entdecken – ob in Toponymen, Rezepten, Bräuchen, Kulturgütern usw. – mittels Sprachübungen, Malaufgaben, textlichen Assoziationen. Das Buch lädt zu kreativer Beschäftigung ein und zeigt die Vielfalt des Sorbischen, ohne belehrend zu wirken. An einprägsamen Beispielen wird gezeigt, wie stark das Sorbische in unserer Gegenwart präsent ist.

Allen vier Projekten ist gemein, dass sie das Sorbische punktuell in den Alltag auch im Landkreis Dahme-Spreewald holen. Es geht nicht darum, wie gut jemand die sorbische Sprache erlernt, sondern dass er damit überhaupt in Berührung kommt – mit der Sprache unserer Vorfahren und Mitmenschen.

Auch die anderen prämierten Ideen des Wettbewerbs sind vielversprechend: Als Chorsängerin freue ich mich besonders auf Krabaoke – einen sorbischen Karaoke-Abend in der Krabat-Mühle Schwarzkollm mit dem jungen sorbischen KolektiwWakuum: Von „Daj mě jadno jajko!“ über ČORNA KRUŠWA bis hin zu ABBAs “Mamma Mia” – für sorbische Muttersprachler, Lerner oder Sympathisanten. Aber auch sorbische Liederhefte, die regionale Gesangstraditionen sichtbar machen, ein internationaler Musik-Austausch mit sorbischer, deutscher, englischer und walisischer Sprache und Musik auf einer Bühne, ein sorbischer Instagram-Kanal und Ideen für erwachsene Sorbisch-Lerner im Alltag gehören zum bunten Strauß der 24 prämierten Projekte, für die insgesamt 80.000 Euro bereitstehen. 66 Ideen wurden eingereicht.

Mit den Projekten wird nicht nur die Sprachkompetenz der aktiven Sprecher und Lerner gefördert, sondern die Zweisprachigkeit in der Lausitz als Wert an sich vermittelt – für Einheimische und Touristen. Bei Einheimischen wird die Akzeptanz für sprach und minderheitenpolitische Ziele gesteigert, bei Touristen das Alleinstellungsmerkmal der Lausitz noch stärker herausgestellt.

Ich bin gespannt!

Alle prämierten Ideen sind hier zu finden.
Der Livestream der Preisverleihung ist hier abrufbar.

Admin - 09:42:03 @ Kulturprojekt | Kommentar hinzufügen